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Der Siegburger Bürgerentscheid zur Zukunft des Rathauses

Neubau oder Sanierung?

Rathaus Siegburg am Nogenter Platz
Rathaus Siegburg am Nogenter Platz

Das Siegburger Rathaus am Nogenter Platz ist von 1967 und muss dringend saniert werden. Ein Aufschieben der Entscheidung über Sanierung oder Neubau ist nicht möglich, auch aufgrund der zuletzt festgestellten Brandschutzmängel.

Weil sich die Siegburger Politik nicht eindeutig auf einen gemeinsame Linie einigen kann, sollen nun die Siegburger in einem Bürgerentscheid am 2. Dezember 2018 entscheiden können, ob sie lieber einen Neubau oder eine Sanierung wünschen.
Die Frage lautet dabei:

Soll das Rathaus am bisherigen Standort erhalten, kernsaniert und um ein Geschoss erweitert werden?

Mehrere Bürgerwerkstätten und Sitzungen des extra für den Sachverhalt eingerichteten Ausschuss loteten die unterschiedlichen Möglichkeiten der Sanierung und Neubau aus. Dazu wurden zwei Machbarkeitsstudien, jeweils für die Sanierung und den Neubau, erstellt und durch weitere Untersuchungen auf die Qualität und Wirtschaftlichkeit hin geprüft.
Während für die Sanierung die Spielräume per se beschränkt sind auf den Umfang der Sanierung, gibt es für den Neubau deutlich mehr Varianz. Hier hat sich der Ausschuss nach Evaluation der verschiedenen Möglichkeiten für den Vorschlag eines Neubaus am Allianzplatz in Zusammenarbeit mit der Pareto GmbH ausgesprochen.

Stimmen die Bürger mehrheitlich mit JA, wird das Rathaus am bisherigen Standort verbleiben und vollständig saniert und ausgebaut. Im Falle einer mehrheitlichen Entscheidung mit NEIN wird das Rathaus am Allianzplatz neu gebaut und das alte Rathaus verkauft.

Die Sanierung

Für den Erhalt des 1967 gebauten Rathauses muss es kernsanniert sowie aufgrund des Bedarfs nach mehr Bürofläche um ein weiteres Geschoss erweitert werden. Die Bausubstanz der tragenden Struktur ist laut Machbarkeitsstudie in einem guten Zustand.
Aus finanzieller Sicht sieht die Machbarkeitsstudie von PPP mit Einbeziehung des Risikopuffers von Arcadis sowie der zusätzlichen Kosten für Umzug und Unterbringung während der Sanierung Kosten in Höhe von 20,3 Mio. vor.

Der Neubau

Im extra für die Sanierung des Rathauses eingerichteten Ausschusses wurden verschiedene Varianten des Neubaus evaluiert. Übrig geblieben ist die Möglichkeit, auf dem Allianzplatz hinter der Marktpassage von der Pareto GmbH einen Neubau für 24,5 Mio. schlüsselfertig zu übernehmen. IM Gegenzug erhält Pareto das Grundstück des alten Rathauses für 4 Mio. Euro. Mit diesem Angebot würde der Stadt der Neubau 20,5 Mio. kosten, inklusive der Zusage von Pareto, sämtliche Mehrkosten zu übernehmen. Sollte also der Neubau mehr kosten als die 24,5 Mio., so würde würde sich am Preis für die Stadt nichts ändern.

Finanzielle Abwägungen

Die Sanierung ist mit 20,3 Mio. Euro gegenüber dem Neubau über die Patreo GmbH mit 20,5 Mio (inkl Grundstücksveräußerung) etwas günstiger, demnach aufgrund der sowieso schon schwierigen Haushaltslage von Siegburg die Sanierung vorzuziehen wäre. Allerdings bietet aus der Sicht des finanziellen Risikos von Merhkosten die Patreo GmbH mit dem Kostendeckel in den Zeiten, wo nachträgliche Kostensteigerungen eher die Regel als die Ausnahme sind, ein attraktives Angebot. Allerdings ist hier auch wieder einzuwenden, dass die Kostenschätzung der Sanierung des Rathauses mit weniger Unwägbarkeiten behaftet ist als der Neubau. Das Rathaus kann gegenüber einem fiktivem Neubau handfest begutachtet werden und die Mängel konkret in Maßnahmen umgerechnet werden.
Zugespitzt ist hier also die Abwägung von geringeren Kosten aber mit voller Eigenverantwortung von Mehrkosten gegenüber einem finanziell teurerem Neubau ohne finanzielles Risiko.

Ökologische Abwägungen

In Zeiten des Klimawandels muss auch der ökologische Fußabdruck solcher Projekte mit in die Überlegungen einbezogen werden. Laut Machbarkeitsstudie würde ein Neubau soviel CO2 verbrauchen wie der Betrieb eines sanierten Rathauses in 17 Jahren. Dies kommt im Falle einer Sanierung durch die Wiederverwendung der Betonstruktur zustande, die bei einem Neubau neu erstellt werden muss. In der späteren Energieeffizienz beim Betrieb wären saniertes Rathaus und Neubau gleichauf. Somit ist aus ökologischen Gesichtspunkten die Sanierung vorzuziehen.

Belastung der Mitarbeiter

Bei einer Sanierung des Rathauses sieht die Machbarkeitsstudie die Bauarbeiten in einzelnen Abschnitten am Gebäude vor, sodass immer nur ein Teil der Verwaltung im Gebäude verbleiben kann. Die restlichen Mitarbeiter sollen entweder in angemietete Container umziehen oder von Zuhause aus arbeiten. Insgesamt wird die Zeit der Sanierung auf 3 Jahre geschätzt. Sowohl das Arbeiten in einer provisorischen Umgebung, die Fragmentierung von Arbeitsplätzen sowie die ständige Lärm- und Staubbelastung würde die Mitarbeiter belasten. Im Falle eines Neubaus wäre die Belastung deutliche geringer, da während des Baues alle Arbeitsplätze ihre bisherigen Standort behalten und erst beim Umzug in ein schlüsselfertiges Gebäude wechseln. Deshalb ist aus der Sicht der Belastung für die Verwaltungsmitarbeiter der Neubau zu bevorzugen.

Städtebauliche Faktoren

Die Diskussion um die städtebaulichen Konsequenzen beider Varianten ist vielschichtig.
Dabei geht es zum Beispiel um die Frage nach Parkplätzen, Verkehrsführung, Erholungsmöglichkeiten, Zugangsmöglichkeiten zum Rathaus, dem Stadtbild und auch die Frage, wie die Flächen innerhalb der Stadt genutzt werden sollen. So sieht beispielsweise die Studie der Pareto GmbH im Falle eines Neubaus vor, auf dem Gelände des alten Rathauses 95 neue Wohnungen zu bauen. Im Falle einer Sanierung würde der Allianzplatz anderweitig bebaut werden, voraussichtlich allerdings mit mehr Gewerbefläche zulasten von Wohnfläche. Für die Sanierung des Rathauses steht der Erhalt eines städtischen Merkmales, welches durch eine gut durchgeführt Sanierung durchaus auch ansehlich gestaltet werden kann. Dies zeigen diverse Vergleichsbilder der Machbarkeitsstudie zu früheren Sanierungsprojekten an Bauten aus den 60er Jahren. Ein Neubau würde das Merkmal und ein Stück erlebbare Stadtgeschichte verschwinden lassen. Insgesamt finden wir es aber schwierig, hier eine eindeutige Position für eine der beiden Varianten zu entwickeln. Zu vielfältig sind die unterschiedlichen, städtebaulichen Faktoren.

Unserer Empfehlung

Insgesamt finden wir bei der Abwägung der Argumente, dass mehr für eine Sanierung spricht.

Wir empfehlen, beim Bürgerentscheid mit JA für die Sanierung zu stimmen.

Erstens ist die Sanierung des Rathauses günstiger als der Neubau, was insbesondere aufgrund der chronisch schlechten Haushaltslage von Siegburg ein wesentlicher Faktor ist. Attraktiv erscheint hier die Kostendeckelung beim Neubau. Dennoch ist hier auf Grund fehlender, konkreter Vertragsentwürfe und konkreter Architektur nicht klar, auf welchen Deal die Stadt sich einlassen würde und ob am Ende tatsächlich ein qualitativ hochwertiger, und den Anforderungen entsprechender Neubau entstehen würde.

Weiterhin ist das Argument der besseren Umweltverträglichkeit zugunsten der Sanierung nicht von der Hand zu weisen und die Sanierung würde ein Stück Stadtgeschichte erhalten.

Den Preis dafür zahlen vor allem die Mitarbeiter der Verwaltung, die im Falle einer Sanierung über 3 Jahre hinweg quasi auf der Baustelle arbeiten müssen. Hier gilt es, ein besonderes Augenmerk drauf zu legen und eine verträgliche Lösung für die Mitarbeiter zu schaffen.

Nützliche Links

Artikel im General-Anzeiger:

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